Europas Automobilmarkt hat sich 2018 stabilisiert

Fahrzeuge mit alternativen Antrieben mit bestem Ergebnis aller Zeiten; Diesel mit geringstem Marktanteil seit 2001

  • 15,6 Millionen Fahrzeuge zugelassen – höchster Wert seit 2007
  • Kundenvertrauen wegen Dieselkrise, WLTP und Brexit erschüttert
  • Elektro-, Hybrid- und Plug-in-Hybridfahrzeuge mit 945.000 Zulassungen – Dieselanteil um 18% auf 5,59 Mio. Neufahrzeuge gesunken
  • Nachfrage nach SUVs legt 19% zu – traditionelle Segmente verlieren 8%
  • Hyundai-Kia größter Marktanteilgewinner aller Autohersteller
  • VW Golf wieder Europas meistverkauftes Auto – Toyota Yaris in den Top 10

Der europäische Automobilmarkt zeigte sich 2018 stabil. Nach Angaben des internationalen Marktbeobachters JATO Dynamics in Schwalbach wurden 15,6 Millionen Fahrzeuge zugelassen – 346 mehr als 2017. Das war das beste Ergebnis seit 2007, als 16,02 Millionen Einheiten verkauft wurden. Die guten Verkaufszahlen im zweiten (plus 4,8 Prozent) und dritten Quartal (plus 1,1 Prozent) konnten den starken Rückgang im vierten Quartal (minus 7,5 Prozent) mit dem geringsten Absatz seit 2014 kompensieren.

„Die Folgen der WLTP-Einführung und die geringe Verfügbarkeit zahlreicher wichtiger Modellversionen haben die Zulassungen im vierten Quartal beeinträchtigt“, sagt Felipe Munoz, Global Analyst von JATO Dynamics. „Das ist nicht verwunderlich, denn bis Ende November waren erst weniger als zwei von drei in Europa angebotenen Versionen homologiert.“ 

Dieselfahrzeuge erzielten den geringsten Marktanteil seit 2001

Die Nachfrage ging in 20 der 27 von JATO analysierten Märkte zweistellig zurück. Die stärksten Einbußen verzeichneten Großbritannien (minus 30 Prozent) sowie Skandinavien und die Benelux-Länder (jeweils minus 22 Prozent). „Im Laufe des Jahres 2018 konnten wir die Auswirkungen der Dieselkrise weiter beobachten, da die Ankündigungen politischer Veränderungen zu Verunsicherung und Panik unter den Kunden führten“, so Munoz.

Weltweit war Europa nach China und den USA der drittgrößte Automarkt der Welt, Absatzrückgänge in Großbritannien, Italien und Schweden wurden durch gute Ergebnisse in Spanien, Polen und in den Niederlanden ausgeglichen. Polen, die Slowakei, Luxemburg und Litauen verzeichneten Rekordzulassungen, während es für Spanien und Estland das erfolgreichste Jahr seit 2007 und für Rumänien, Ungarn, Kroatien und Lettland seit 2008 war. Für die Schweiz war es dagegen das schlechteste Zulassungsjahr seit 2010, für Grossbritannien seit 2013 und für Norwegen seit 2014.

Die Mehrheit (57 Prozent) der 2018 zugelassenen Fahrzeuge waren Benziner

Das bedeutete eine Steigerung des Marktanteils um sieben Prozentpunkte seit 2017 und um zwölf Prozentpunkte innerhalb von zehn Jahren. Das zeigt, dass im deutschen Automobilmarkt die Benziner weiter vom Abstieg des Diesels profitierten.

Dieselfahrzeuge kamen nur auf 36 Prozent aller Zulassungen, da der Marktanteil seit 2017 um acht Prozentpunkte und seit 2011 – dem besten Dieseljahr – um 19 Prozentpunkte zurückging. Fast eine Million mehr Kunden als 2017 entschieden sich 2018 für ein Benzinerfahrzeug und auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben profitierten mit fast 200.000 mehr Zulassungen als 2017. Sie verzeichneten im Jahr 2018 mit 944.800 verkauften Einheiten und einem Marktanteil von 6,1 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis. Das ist ein enormer Anstieg innerhalb von zehn Jahren, 2008 erreichten sie gerade einmal 0,5 Prozent an den Gesamtzulassungen.

Den größten Teil des Wachstums erzielten reine Elektrofahrzeuge (EV), die damit die Plug-in-Hybridfahrzeuge ablösten, weil der Absatz um 47 Prozent von 132.800 (2017) auf 195.300 Einheiten (2018) anstieg. Norwegen war mit einen Marktanteil von 31 Prozent der größte Markt für Elektrofahrzeuge, während die Niederlande Großbritannien überholte und nach Deutschland und Frankreich zum viertgrößten EV-Markt aufstieg.

Trotz eines langsameren Wachstums als in den Vorjahren setzte sich der Trend weg von traditionellen Autos hin zu SUVs auch 2018 fort

Im vergangenen Jahr wurden in Europa mehr als 5,4 Millionen SUVs zugelassen. Das waren 19 Prozent mehr als 2017, der Marktanteil nahm von 29,2 auf 34,6 Prozent zu. Die Nachfrage nach SUVs stieg zwischen 2016 und 2017 um 20 Prozent, zwischen 2015 und 2016 um 21 Prozent und zwischen 2014 und 2015 um 24 Prozent. Sie hat sich damit in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt. „Im Gegensatz zu anderen Markttrends, die oft nur kurz andauern, ist der SUV-Boom stabil und langlebig“, sagt Felipe Munoz. „Der Erfolg ist darauf zurückzuführen, dass die Hersteller den Kunden zuhören und ihnen das bieten, was sie sich bei Design, Segmenten und Kategorien wünschen.“

Für den größten Teil des Wachstums im Automobilmarkt waren kleine SUVs verantwortlich, deren Absatz um 29 Prozent auf zwei Millionen Fahrzeuge zulegte. Kompakt-SUVs waren mit 2,3 Millionen Zulassungen weiterhin die beliebtesten des gesamten Segments – ein Plus von 17 Prozent. MPVs spürten erneut die Auswirkungen des SUV-Booms, die Zulassungen gingen um satte 27 Prozent auf nur noch 891.000 verkaufte Einheiten zurück. Das war das schlechteste Ergebnis für dieses Segment seitdem es Mitte der 1990er Jahre populär wurde. Auch Mittelklassemodelle waren vom Erfolg der SUVs betroffen, sowohl Premium- als auch Volumenmodelle mussten zweistellige Einbußen hinnehmen.

Im Ranking der Autohersteller gab es kaum Veränderungen

Während der Volkswagen-Konzern mit 3,72 Millionen Zulassungen und einem stabilen Marktanteil von 23,8 Prozent seine Spitzenposition im Automobilmarkt behaupten konnte, belegten PSA und Renault-Nissan erneut die Plätze zwei und drei. Die BMW Group stieg zum viertgrößten Hersteller in Europa auf, während Hyundai-Kia mit einem Plus von 5,2 Prozent auf 1,03 Millionen Zulassungen den größten Marktanteil hinzugewann und damit Hersteller wie Ford (minus 3,3 Prozent), Fiat-Chrysler (minus 2,4 Prozent) und Daimler (minus 2,8 Prozent) überholte.

Von allen Marken verzeichnete Jeep den höchsten Marktanteilsgewinn und kam – erstmals in der europäischen Geschichte – auf ein Ergebnis von mehr als einem Prozent. Weitere Gewinner waren Dacia, Seat, Peugeot und Volkswagen. Den größten Verlust an Marktanteilen musste Audi hinnehmen, gefolgt von Nissan, Fiat, Opel/Vauxhall und Renault.

Der VW Golf war zwar erneut das meistverkaufte Auto in Europa, musste aber einen Absatzrückgang um acht Prozent verkraften, wofür vor allem die starken Einbußen (minus 30 Prozent) bei den Dieselverkäufen verantwortlich waren. Unter den Top 10 gab es mit Ausnahme von Toyota Yaris kaum Veränderungen. Beflügelt vom Erfolg der Hybridversion belegte der Yaris im Jahr 2018 im Automobilmarkt Platz 9 im europäischen Verkaufsrangking (2017: Platz 15). Im Gegensatz dazu flog der Opel/Vauxhall Astra aus den Top 10, da der Absatz aufgrund starker Verluste in Großbritannien und Deutschland um 18 Prozent zurückging.

Der VW Polo verzeichnete als einziges Modell unter den Top 10 im Automobilmarkt ein zweistelliges Wachstum. Der Nissan Qashqai behauptete trotz der gestiegenen Zulassungszahlen vom Peugeot 3008, der auf Platz vier kam, seinen Platz als meistverkauftes SUV in Europa.

Der Dacia Sandero verpasste um 730 Zulassungen einen Platz unter den Top 10, während der Dacia Duster das zweiterfolgreichste SUV im B-Segment war und Bestseller wie Peugeot 2008 und Opel/Vauxhall Mokka überholte. Das Premium-Segment führte die Mercedes A-Klasse an, da die neue Generation sogar populärer war als die C-Klasse. BMW X1 war erneut das beliebteste Premium-SUV.