Etwa jedes dritte elektrifizierte Fahrzeug wird privat gekauft

Wir haben es alle noch im Ohr: Bis 2020 sollten nach dem Willen der Bundesregierung eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen rollen. Das war vor zehn Jahren. Heute wissen wir, dass die Ansage illusorisch war. Der Automarkt ist nun mal keine selbsterfüllende Prophezeiung, sondern hartes Business. Und schaut man sich den Status quo an, bekommt man Zweifel, dass zumindest das nächste Ziel erreicht wird. Denn bis 2030 soll die Zahl der E-Cars auf sechs Millionen Fahrzeuge gestiegen sein. Doch wer soll die bloß alle kaufen? Denn die Hersteller bieten – CO2-Grenzwerte der EU hin oder her – weiterhin viel mehr Diesel-Fahrzeuge und Benziner an. Trotzdem war in den Monaten vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie ein leichter Silberstreif am Horizont zu erkennen. JATO Dynamics hat deshalb die Verkaufszahlen von Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und batterieelektrischen Pkw (BEVs) seit Ende 2019 analysiert. Außerdem wollten wir wissen, von wem die Elektromobilität maßgeblich vorangetrieben wird.
Förderung zeigt langsam Wirkung
Im Oktober letzten Jahres wurden in Deutschland knapp 22.000 Elektrofahrzeuge zugelassen. Bis Dezember gingen die Anmeldungen runter auf etwa 18.600 Einheiten. Das war ein Rückgang von 7,7 auf 6,6 Prozent der Gesamtzulassungen. Doch seit Jahresbeginn ist der Markt in Bewegung. Was war passiert? Im November hatte die Bundesregierung angekündigt, dass der Kauf von Plug-in-Hybriden und BEVs künftig mit 6.000 statt 4.000 Euro (je zur Hälfte von Bund und Hersteller) gefördert werden soll. Liegt der Nettolistenpreis für die Fahrzeuge bei über 40.000 Euro, steigt der Satz um 25 Prozent. Im Januar kamen bereits mehr als 25.000 neue Elektroautos hinzu. Damit war jeder zehnte zugelassene Neuwagen elektrisch angetrieben. Und so ging es weiter. Im Februar waren es knapp 1.000 E-Mobile mehr als im Vormonat und im März noch einmal fast 1.800 mehr. Insgesamt also fast 28.000 Hybride, Plug-in-Hybride und BEVs, soviel wie noch nie in einem Monat.
Wahrscheinlicher Grund: Die angekündigte Erhöhung des staatlichen Zuschusses wurde Mitte Februar bestätigt. An den Incentives der Hersteller und Händler lag es wohl nicht, die hatten sich im gesamten Zeitraum nicht geändert. Doch mit Corona brach der Pkw-Absatz um mehr als 61 Prozent ein. Davon blieben auch die E-Mobile nicht verschont. Im April wurden nur noch knapp 15.800 verkauft. Der Anteil von rund 13 Prozent an den Gesamtzulassungen blieb aber relativ konstant.
Zahl der privaten E-Mobile nimmt wieder zu
Doch wer kauft die Stromer eigentlich? Sind es vor allem Privatleute, die die Elektromobilität vorantreiben, oder machen doch eher Firmen die Pace? Das Ergebnis ist eindeutig: Im Oktober 2019 wurden 69,5 Prozent der neuen E-Cars als Geschäftswagen zugelassen und nur gut 30 Prozent von Privatpersonen. Bis Januar setzte sich der Trend zum elektrischen Firmenauto noch stärker fort – immerhin 72,7 Prozent der E-Mobile wurden von Unternehmen gekauft. Doch seit Februar hat sich der Anteil der privaten Elektroautos wieder erhöht. Im März betrug er 35 Prozent, im April waren es sogar fast 39 Prozent (siehe Grafik).
Die Verteilung über alle Antriebsarten hinweg ist ähnlich, der Anteil des Privatwagenkaufs lag zuletzt bei knapp 42 Prozent. Ein Grund für den rückläufigen Absatz der E-Geschäftswagen könnte sein, dass Leasingfirmen zurzeit lieber Verträge verlängern, die eigentlich auslaufen und ein Neufahrzeug bedeuten. Neufahrzeuge lassen sich momentan aber nur schwer verkaufen. Zudem wollen die Leasingfirmen vermeiden, Rückläufer wiedervermarkten zu müssen, was derzeit ebenfalls kaum möglich ist. Und hohe Lagerbestände an Gebrauchtfahrzeugen kosten jeden Tag eine Menge Geld.

Mehr zu JATO und den Produkten finden Sie hier.